Das Forstgut Gleiss liegt im Südwesten Niederösterreichs nahe der Grenze zur Steiermark und zu Oberösterreich mit Sitz in Hollenstein/Ybbs im Bezirk Amstetten. Der Gesamtbetrieb umfasst eine Fläche von knapp 3.000 ha, wovon mit Beginn der laufenden Jagdperiode 2.000 ha als eingefriedete Eigenjagd geführt werden. Der wirtschaftliche Schwerpunkt liegt in der Forstwirtschaft. Die Einfriedung dient uns dazu, das Wald- und Wildmanagement zu optimieren.
Die historischen Aufzeichnungen zeigen immer wieder wirtschaftliche und jagdliche Interessenskonflikte mit angrenzenden Grundeigentümern. Deshalb war bis in die 1950iger Jahre eine noch größere Fläche des Betriebes eingezäunt. Die Forstverwaltung Gleiss ist zum Großteil von kleineren bäuerlichen Grundbesitzen umgeben, deren jagdlicher Umgang, vor allem mit Rotwild, von gänzlich anderem Interesse als unsere Motivation geprägt ist. Ein Landwirt ist verständlicherweise nicht daran interessiert, Schäden an seinen land- und forstwirtschaftlichen Kulturen ohne Weiteres hinzunehmen, vor allem wenn er kein Jäger ist.
Für unseren Forstbetrieb Gleiss hat die traditionell überlieferte Jagd schon immer eine große Bedeutung gehabt. Durch entsprechende Hege mit eigenem Fachpersonal, unter anderem auch mit kostenintensiver Winterfütterung zur Schadenshintanhaltung, war man immer bemüht, einen intakten Rotwildstand zu bewirtschaften. Leider konnten diese Bemühungen, auch in einer gegründeten Hegegemeinschaft, nicht zur allgemeinen Zufriedenheit gemeinschaftlich umgesetzt werden.
Die Forstverwaltung Gleiss trug die Hauptlast der Winterfütterung. Aus den umliegenden Revieren zog das Wild in unzumutbarer Zahl zu und der Wildschaden erhöhte sich dramatisch. Die Altersklassenverteilung war nicht artgerecht, dazu gab es einen Überhang an Kahlwild und kaum Hirsche im angestrebten Zielalter. Auch die Bejagung gestaltete sich immer schwieriger. Durch den umliegenden Jagddruck war das Wild nur noch nachtaktiv. Hohe Schäl- und Verbissschäden waren die Folge.
Die Geschäftsführung entschied sich deshalb unter Abstimmung der Behörde und unter Einhaltung sämtlicher gesetzlicher Vorgaben, das Rotwildkerngebiet auf dem Forstgut Gleiss wieder zu umzäunen. Da uns immer wichtig war, dem Wild einen möglichst natürlichen Lebensraum zu erhalten, kam es unter entsprechendem Aufwand zu dieser, für ein „Jagdgatter“ eher untypischen und in Niederösterreich einmaligen Größenordnung von über 2.000 ha. Das Gatter erstreckt sich über drei Gemeindegebiete, nämlich Hollenstein, Opponitz und St. Georgen/Reith.
Auch wenn die Öffentlichkeit seither häufig falsche Informationen und Darstellungen präsentiert bekommt, es überwiegen die Vorteile:
Die Schäden in der Landwirtschaft bei den umliegenden Bauern sind zurückgegangen.
Schäl- und Verbiss-Schäden liegen mittlerweile im tragbaren Ausmaß.
Die natürliche Waldverjüngung einer autochthonen Mischwaldgesellschaft ist wieder sichtbar.
Deutlich wird außerdem, dass die Wildtiere weniger gestresst sind, der Zaun somit auch dem Wohlergehen dienlich ist.
Die Tiere finden artgerechte Nahrung, ausreichenden Klima- und Sichtschutz, sowie genügend Ruhe und die Möglichkeit sozialer Kontakte.
Das Wild im eingefriedeten Jagdgebiet genießt eine jagdlich störungsfreie Ruhezeit von neun Monaten, in freier Wildbahn wird es gegenläufig bis zu neun Monate bejagt und dadurch permanent beunruhigt!
So ist es in nur wenigen Jahren gelungen, dem Ziel eines ökologischen Gleichgewichtes zwischen Forst und Jagd wesentlich näher zu kommen.
Der Jagddruck ist im Gatter um ein Vielfaches geringer als in freier Wildbahn. Trotzdem ist der Wildstand auf ein erträgliches Maß abgesenkt und gleichzeitig das Geschlechterverhältnis sowie die Altersstruktur beim Rotwild optimal umgewandelt worden.
Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt, dass die Beanspruchung des Erholungsraumes Wald durch Naturnutzer und Erholungssuchende hier in eine gute Balance gebracht werden konnte mit der Pflanzen- und Tierwelt: so finden wir unter anderem den Habichtskauz, der mittlerweile bei uns nistet, auch der Luchs ist häufig anzutreffen.
Die umliegende Bevölkerung beobachtet mit großer Begeisterung das Wild auch zur Tageszeit, vielen sind die Hirschbrunft und die Winterfütterung zum unvergesslichen Erlebnis geworden. Neben der nachhaltigen Bewirtschaftung des Forstes leisten wir damit einen positiven Beitrag als Natur- und Wildschutzgebiet.