Initative Wildgerecht

Die umfriedete Eigenjagd ist in Österreich eine traditionelle Form der jagdlichen Bewirtschaftung. Wir wollen über diese Form der Jagd im Einklang mit der Natur sachlich und transparent informieren.

Nach der überraschenden Ankündigung im Mai von Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) zum Aus der Gatterjagd 2029, möchten wir Ihnen mögliche Auswirkungen nicht vorenthalten.

Dass Jagdgatter bereits im 19. Jahrhundert ursprünglich unter anderem zum Schutz der in ihnen lebenden Tiere errichtet wurden, ist heutzutage gar nicht mehr allgemein bekannt. Und dass manche Tierarten ohne umfriedete Eigenjagdgebiete in Österreich gar nicht mehr heimisch wären, zeigt sich auch aktuell: Nach fast 50-jähriger Abwesenheit siedeln sich Seeadler wieder in Österreich an – in einem befriedeten Eigenjagdrevier in Niederösterreich gibt es sogar ein brütendes Seeadlerpaar.

Auch Kinder und Jugendliche aus dem urbanen Bereich sollen Tiere unter möglichst naturnahen Bedingungen aktiv erleben. Wir als verantwortungsbewusste Jäger möchten Schülerinnen und Schülern ein vielfältiges und umfassendes Bild des Lebensraums Wald vermitteln. In unseren umfriedeten Gebieten ist genau das möglich: Eine überschaubare Zahl an Tieren führt dazu, dass unsere umfriedeten Jagdreviere perfekt dazu geeignet sind, den Jugendlichen Natur „erlebbar“ zu machen. Sie kommen in Kontakt mit den Lebewesen, aber auch mit den Jägern selbst, erleben Tätigkeiten wie die Hege der Tiere und lernen unsere umfriedeten Jagdgebiete aus nächster Nähe kennen.

1561 als eingefriedete Eigenjagd (Jagdgatter) von Kaiser Ferdinand I errichtet, ist heute als Lainzer Tiergarten ein Naturschutz- und Naherholungsgebiet mitten in Wien. Ein Patent von Kaiserin Maria Theresia aus dem Jahr 1770 erlaubte aufgrund zunehmender Wildschäden die Haltung von Schwarzwild nur mehr in geschlossenen Gattern. Viele der 71 Jagdgatter in Niederösterreich wurden vor Jahrzehnten genau aus diesen Gründen errichtet und sind heute echte Naturjuwele. Manche haben sich in herrliche Wildparks, Forschungsstellen, einzigartige Biotope oder einfach zum Schutz der Landwirtschaft in eingefriedete Eigenjagden zur Wildbretgewinnung entwickelt.

Niederösterreich hat in den vergangenen Jahren das Jagdrecht sukzessive verschärft, in Paragraph 7 des Nö Landesjagdgesetzes und Novellen von 2010 und 2015 klar geregelt. Umfriedete Eigenjagdgebiete in Niederösterreich unterliegen äußerst strengen und umfassenden Kontrollen.

Das Aus für Jagdgatter 2029 ist aus unserer Sicht unverständlich und widerspricht unserem Verständnis für verantwortungsvollen Natur- und Tierschutz. Nicht 23.500 Hektar Jagdgatter sondern einzigartige, geschützte Kulturlandschaften mit intaktem Ökosystem als auch für das Gemeinwohl interessante Einrichtungen sind ernsthaft bedroht.